Bevor jemand fragt: der Teil mit dem Berufsverbot für die LG bezieht sich auf Lisa Poettinger, eine angehende Lehrerin aus Bayern, die aufgrund ihres Aktivismus mit der Letzten Generation nicht zum Referendariat zugelassen wird. Da das Referendariat Voraussetzung ist, um Lehrer*in zu werden, kommt das einem Berufsverbot gleich.
Ich rede ja von ihr, die sich selber Marxistin nennt. Läuft Marxismus nicht automatisch auf eine gewisse Form des Extremismus hinaus bzw steht in gewissen Konflikt mit der FDGO? Die Abschaffung des Privateigentums wird gegen Widerstände durchzusetzen sein, es gibt ja auch das zentrale Element der Revolution zur Überwindung des Status quo. Gleichzeitig müsste die parlamentarische Demokratie zumindest eingeschränkt werden, um ein Rückschlagen (Konterrevolution) zu unterbinden. So oder so sehe ich das nur möglich mit massiven Eingriffen in die gesellschaftliche und politische Architektur.
Doch. Also zumindest ich merke das schon. Auf dem Papier haben wir in Deutschland jedoch nicht den ‘Kapitalismus’, sondern die ‘soziale Marktwirtschaft’, die jedoch in letzter Zeit ihre Zähne verloren hat. Ich denke nicht, dass wir das Problem heute hätten, wenn sie sich stattdessen vehement für das Erstarken dieser sozialen Marktwirtschaft stark gemacht hätte.
Ich sehe den Punkt mit der Verurteilung irgendwie nicht. So wie ich das verstehe, wollte sie zu einem fixen Datum ein Referendariat beginnen (Feb 25) und hat es entsprechend im Herbst beantragt. Da kann ich schon nachvollziehen, dass noch offene Verfahren als Hinderungsgrund aufgeführt werden. Nicht als grundsätzliche Ablehnung, sondern als Ablehnung zu diesem Zeitpunkt - eben bis der Sachverhalt geklärt ist.
Nein, nicht umbedingt, es ist ein sehr allgemeiner Begriff (ähnlich wie Kommunismus). Es gibt definitiv revolutionäre, die meistens “Marxisten-Leninisten”, “avantgarde Marxisten” oder “Tankies” genannt werden, aber Marxismus ist erstmal nur die Wirtschaftstheorie. Marx hat sich z.B. in seinen späteren Werken für reformistische Ansätze ausgesprochen und seinen Fokus mit dem Kapital auf die reine Theorie gesetzt.
Das ist leider ein Mythos der sich hartnäckig hält. Beim Marxismus geht es nicht darum Privateigentum in gänze abzuschaffen und in einer 8 Milliarden Menschen großen Hippie-Kommune zu leben, sondern um die Rekollektivierung der Produktivmittel. Sprich deine Klamotten/dein Haus/dein Auto will dir keiner wegnehmen. Deinem Chef “seine” Firma aber schon :)
Das kann revolutionär (mit ner Guillotine o.Ä.) oder reformistisch (z.B. man gründet mit den Kollegen einen Betriebsrat oder eine genossenschaftliche Firma) stattfinden, aber beidem Unterliegt die Theorie, dass den Arbeitern die Firma gehören soll.
Marxisten machen es sich hier einfach und sagen, ein System, in dem die Arbeiter keinen Anteil an den Produktivmitteln haben ist kapitalistisch. Entweder jemand profitiert von fremder Arbeit oder eben nicht.
Ich nicht. Wenn man nicht rechtskräftig verurteilt ist, sollte mMn. die Unschuldsvermutung gelten. Vorallem, weil die Beweislage auf Demos meistens schwierig ist; die Polizei ohne Rechtsgrundlage Anzeigen zur Einschüchterung nutzt (sich wegtragen lassen=Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) und idr. auf Anzeigen (z.B. wegen Körperverletzung) mit eigenen Anzeigen antwortet.
Ich meine damit auch dieses verklausulierte ‘Privateigentum’, das gerne die Verwirrung stiftet. So wie ich das verstehe, soll man sein Haus behalten dürfen, aber nicht die Fabrik (also Privateigentum als Profit der Arbeit anderer.) Nur was hieße das heute? Klar, wenn ich eine Automobilfabrik besitze, muss ich die abgeben. Aber wie ist es, wenn ich eine IT-Bude mit vier Mitarbeitern habe? Dürfte ich die behalten, wenn ich der einzige bin, der dort arbeitet? Was heißt das dann für die Mitarbeiter? Wie ist es mit Mietwohnungen? Wenn ich Häuserblocks besitze, kenne ich glaube ich die Antwort. Aber wenn Oma ihr OG an eine Frau vermietet, wäre das dann auch verboten? Was ist mit dem Handwerkermeister, der einen Ausbildungsbetrieb mit ein paar Angestellten aufgebaut hat? Ich denke, in der Realität ist es ja nicht mehr so eindeutig, wie damals, als man sich das erdacht hatte. Und ich sehe schon den Konflikt, der da aufkommt, wenn man wirklich das durchsetzen wollen würde, was der Marxismus - meines Verständnisses nach - vorsehen würde. Das geht meiner Meinung nach nur gegen (massive) Widerstände.
Dann würde sie als Marxistin auch dafür sein, die soziale Marktwirtschaft als Ordnung Nachkriegsdeutschlands zu überwinden, und nicht nur die Auswüchse der letzten Zeit?
Sehe ich durch die zeitliche Komponente nicht zwingend so. Ihr stünde der Weg nach Abschluss der Verfahren (iSv Freispruch) ja durchaus offen. Aber wir müssen da auch keinesfalls einer Meinung sein, ich verstehe dein Argument.