Im Moment darf einfach jedes Krankenhaus machen, was es will, selbst wenn es dafür gar keine Kompetenz besitzt. Kliniken ohne Schlaganfalleinheit dürfen Schlaganfälle behandeln, Häuser ohne Krebszentrum Krebs. Wenn nun das kleine Krankenhaus von nebenan schließt, dann ist das sogar gut für die medizinische Versorgung.

Kann ich als jemand, der sich damit beruflich beschäftigt auch nur so unterschreiben. Das Problem ist massiv und aktuell wird für jede kleine Kreisklitsche versucht eine Ausnahmesituation durchzudrücken. (Hier z.B. trotz des 15min entfernten Maximalversorgers).

Kleine Kliniken töten.

  • Björn@swg-empire.de
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    7 days ago

    Wir wohnten mal in einer kleinen Stadt mit eigenem Krankenhaus. Dachten das wäre praktisch. Konnten dort aber kein einziges Mal mit Irgendwas behandelt werden. Die waren nie für irgendetwas zuständig. Hab nur immer davon gehört, dass es in finanziellen Schwierigkeiten sei.

    Bis heute weiß ich nicht was die überhaupt behandeln konnten.

    Edit: Die Geburtsstation wurde pünktlich zur Geburt unseres ersten Kindes geschlossen.

    • philpo@feddit.orgOP
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      7 days ago

      Immerhin haben sie es nicht behandelt.

      Aus finanziellen Gründen ist das oft anders. Hier gibt es ein paar Landkreise weiter eine Kleinklinik (unter 100 Betten) die tlw. große Krebs-OPs macht die selbst die beiden großen Kliniken (1000 und 600 Betten) im Umkreis lieber an die Unilliniken verweisen. Aber halt…zwei bis drei Mal im Jahr.

      Die Ergebnisse sind prekär. Denn: Ich glaube dem Arzt,der die OPs macht sogar,dass er es ganz gut konnte. Aber für sowas braucht es ein ganzes Team: Die Anästhesie muss das können, die OP Pflege, das Team der Intensivstation, es muss genug Blut für Komplikationen da sein, später muss der Onkologe anschließen können, die Physio, etc. Real sieht es aber halt so aus: Man ist auf dem Stand von vor 15 Jahren stehen geblieben (da sind der Onko und der Chirurg weg aus der großen bzw. Uni-Klinik und machen seitdem “ihr Ding”), das OP Material ist eher “günstig” weil man den Spezialkram selten braucht und das Geld knapp ist, die ITS ist mit mehr als “mal ne Nacht nachbeatmen”* überfordert und Blut hat man bis auf ein paar Notfallkonserven gar keins da. Heißt aber dann: Wir kommen dann gerne nachts und am Wochende mit dem Rettungswagen im Intensivtransport und dürfen diese dann lebensgefährlich erkrankten Patienten verlegen damit jemand anderes die Scheisse repariert. Das ist in jeder Hinsicht beschissen. Der Patient wurde vorher ja schon ordentlich versaut - oftmals lautet unser Vorgehen ernsthaft: Erstmal Flucht ins Auto und dann dort richtige Intensivmedizin machen. (U.a. gilt die strikte Weisung alle Medikamente die laufen zu tauschen,da zu oft Fehler übergeben wurden. ) Dann kriegt der Patient ein riesen Transportrrauma. Oftmals sind die schon zu krank zum fliegen (und das KH hat aus Kostengründen eh keinen Landeplatz,also erstmal in den Rettungswagen und dann auf den Sportplatz).

      Und dann endet der Patient oft viele hundert km von zuhause weg,da in solchen Situationen dann eben herhalten muss wer auch immer da ist. Das kann auch mal 200km weit weg sein. Oder in einem anderen Land. (Wenn du Glück hast Schweiz, wenn du Pech hast dann Frankreich- gute Medizin,sprachlich schwierig)

      Gratulation.

      (*: Wie kaputt diese Mini Intensivstationen sind, zeigte Covid - als sie auf einmal alle geweint haben,dass sie ja Basis-Intensivmedizin aka Beatmungen nicht durchführen können. Imho hätten danach die Kassen und der Bund alle Kliniken die derartige Aussagen trafen wegen Betrugs verfolgen können. Denn wer als Intensiv keine Beatmungen für mehr als 24h durchführen kann ist keine Intensiv und hat bewusst bei der Abrechnung betrogen)

      Bei den Geburtshilfen ist es ähnlich prekär. Die wenigsten Geburtshilfen in Deutschland sind,wenn man internationale Standards anlegt “up-to-date”. Wenig oder kein Notfallblut, keine Kapazität eine echte Notsectio durchzuführen(wer das mal in einem großen Haus gesehen hat will nicht zurück- 12min zwischen Auslösung und Schnitt sind für viele große Häuser der Benchmark- da ist der Oberarzt in vielen kleinen Häusern noch nicht mal zuhause los gefahren), kein Kinderarzt im Haus, kein Notfallblut etc. Es ist ein Graus. Und den Patientinnen erzählt man dann was vom natürlichen Geburtserlebnis und das bei Notfällen ja der hochqualifizierte Rettungsdienst da wäre. Tipp: Bei Kindernotfällen ist der deutsche RD eine Katastrophe. Siehe den Fall Lönne