Im Krankenhaus, das ich besucht habe, gab es mehrere Stationen. Ich war beeindruckt davon, wie unterschiedlich einige von ihnen sind, insbesondere Kardiologie und Urologie.
Kardiologie: sauber, modern, mehr Personal pro Patient als in der Urologie. Die Patienten waren sowohl alt als auch jung, Privatpatienten waren gemischt: einige arrogant und anmaßend, andere freundlich.
Urologie: wie ein Altenheim, Patienten mit mehreren Kommorbiditäten, Dementen, Komplettpflegefällen; es riecht nach Urin und Stuhlgang, viel weniger Personal pro Patient, Chaos, unmotivierte Mitarbeiter, arrogante Patienten überzeugt davon, dass das Pflegepersonal Diener ist, fordernde Angehöriger.
Ich bin mir nicht sicher, ob eine Herzinfarktopperation dem Krankenhaus mehr Geld einbringt als eine Prostataentfernung. Ich versuche zu verstehen, warum einige Stationen so gut und andere so schlecht besetzt sind.
Küezestmögliche Antwort, ohne alle Details zu kennen: Ja, es gibt nach wie vor sog. Fallpauschalen, die abhängig vom Eingriff gezahlt werden.
Ich würde neben möglichen Mehreinnahmen durch das Fallpauschalensystem auch einfach das Prestige in Betracht ziehen. Die Herzchirurgie hat nun mal einen ganz anderen Ruf (reale Bedeutung für den Körper, poetische Überhöhung als Sitz der Seele, Komplexität der Eingriffe, you name it) als die Urologie. Die wenigsten Kliniken rühmen sich wohl ihrer renommierten Urologie oder Visceralchirurgie.
Ich würde behaupten, dass das mehr an den Stationskulturen als an der Vergütung liegt. Natürlich werden Eingriffe verschieden bezahlt - haben ja auch einen unterschiedlichen Aufwandt. Ob die dann einen systematisch unterschiedlichen Gewinn bringen und ob bestimmte Fachgebiete bevorteilt werden, weiß ich nicht - im ambulanten Bereich ist das definitiv so. Hat vielschichtige Gründe, und die Fachgebiete, die Vor- oder Nachteile haben wechseln auch alle Jahrzehnte. Außer den Radiologen, die liegen immer obenauf.
Bei Kardiologie vs Urologie kommen aber auch noch die Fachgebiete dazu: urologische Erkrankungen treten hauptsächlich in hohem Lebensalter auf, damit ist der Anteil polymorbider Patienten mit Demenz und Pflegebedürftigkeit viel höher als in der Kardiologie, die einen viel höheren Anteil jüngerer und gesünderer Patienten hat. Zudem ist Urologie eine chirurgische Disziplin, Kardiologie eine medizinische.
Du hast es ein bißchen angedeutet: die Anwesenheit von Privatpatienten. Je höher deren Anteil, desto Geld.


