• tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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    10 months ago

    Weil man 12 Jährigen nicht mit Kant kommen kann.

    Bei uns war Ethikunterricht dreifach gescheitert. Der Lehrer hatte keine Ahnung von den Philosophen und derer Konzepte. Er hatte keine Ahnung von den Religionen und derer Konzepte. Am Ende blieb nur eine Lehrmeinung, die dann gegen interessierte Schüler durchgesetzt wurde, die es gewagt haben zu Hinterfragen.

    Ich kann mir vorstellen, dass sich so Staatsbürgerkunde angefühlt haben muss, nur dass diese immerhin auf einem ideologischen Überbau basierte.

    Bei uns hieß es einfach nur, das ist gut und das ist schlecht, weil mal der und mal der es gesagt hat.

    Gerade wenn man es von einem bestimmten Überbau wie einer Religion löst, dann braucht das Fach 5-10 Stunden in der Woche. Denn dann muss man erstmal zu jedem Thema über bestimmte Werte alle Philosophien und Religionen einführen, auf die man sich bezieht. Man muss darüber hinaus jedes mal ausarbeiten, worin sich die verschiedenen Ansätze unterscheiden und warum man zu diesem Thema diese und jene Stimme betrachtet. V.a. muss man dann aber auch die Zeit haben, um Schüler zu eigener Recherche zu ermutigen, andere Meinungen zu akzeptieren und die Fähigkeiten zur Analyse dieser aufzubauen. Etwa wenn ein Schüler noch eine weitere Philosophie zu dem Thema betrachten will.

    Das alles passt nicht in unser Schulsystem. Die Klassen sind viel zu groß, die Lehrer sind zu sehr gestresst und nicht zuletzt kann man auf so ein Fach doch keine Noten geben. Zumindest nicht, bis man über Jahre die Methodenkompetenzen aufgebaut hat und dann in der Oberstufe die Anwendung dieser Kompetenzen bewerten kann.