Zwei volle Tage ohne Vorerfahrung in einer Großstadt in NRW. Ein Vorort und ein Brennpunkt mitten in der Stadt.

  • baleanar@discuss.tchncs.de
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    1 day ago

    Ich verstehe die Linke und ihre Meinung zum Ukrainekrieg nicht. Von dem was ich verstehe wollen sie keine Waffenlieferungen an die Ukraine und wollen stattdessen mit Russland reden. Was soll mit der Ukraine passieren wenn Russland einfach weiter angreift? Sollen die Russland schutzlos ausgeliefert sein oder was ist der Plan. Ich raffs nicht. Kannst du es verstehen?

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      1 day ago

      Das ist ja eine Debatte, die schon oft geführt worden ist. Schau mal in meiner History, ich habe hier einige Male argumentiert und bin dafür meist hart runtergewählt worden. Es gibt außerdem diese Übersicht mit FAQ zum Thema auf der Seite der Linken. Es gibt auch viel Forschung zu dem Thema.

      • baleanar@discuss.tchncs.de
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        23 hours ago

        Ich habe mir den FAQ wieder durchgelesen aber bin nicht schlauer geworden. Die Linke ist dafür dass die Ukraine sich verteidigen kann und auch durch andere Länder damit unterstützt werden kann, jedoch sind sie gegen Rüstungsexporte. Das klinkt sehr gegenstreitig als ob die Linke nicht will dass Deutschland sich die “Hände schmutzig macht” und sagen kann “guck, wir haben keine Waffen exportiert, das haben andere gemacht, wir haben nur dafür bezahlt”. Oder soll sich Deutschland, als größte Ökonomie Europas nicht an deren Verteidigung beteiligen?

        Ich verstehe das alles nicht und der FAQ hilft da nicht weiter. Ich gucke mir mal deine Geschichte hier an, aber diese (wie ich zur Zeit verstehe) naive Haltung zu Putin, die sich schon mal als falsch erwiesen hat, hat der Linke meine Stimme gekostet. Es ist schön und gut moralisch irgendwie besser dastehen zu können, aber nicht wenn es die Leben unserer Brüder und Schwestern in der Ukraine kosten soll. Es ist einfach gegen Rüstungsexporte zu sein wenn die Rote Welle von Z nicht vor deiner Tür steht oder es nicht deine Familie und Freunde sind die von russischen Bomben zerrissen werden.

        Änderung: OK, ich habe mir ein paar deiner Kommentare durchgelesen. Mir ist noch immer nicht klar wie die Linke sich das konkret mit Putin vorstellt. Während ein Krieg geführt wird kann man ja nicht einfach aufhören mit Rüstungsexporte und ihn an den Tisch bitten. Wenn sich die Ukraine nicht verteidigen kann ist der Krieg ja vorbei und Verhandlungen können nicht mehr geführt werden…

  • ominous ocelot@leminal.space
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    4 days ago

    Meinen Respekt für deinen Einsatz. Würdest du es wieder tun? Falls ja: Was daran macht es für dich sinnvoll?

    Wie gut sind die Menschen über Parteien und im speziellen die Linkspartei informiert?

    Wenn jemand euch ablehnt, woran lag das? Fehlinformiert? Fehlendes Vertrauen? Gut informiert aber gegen das, wofür die Linke steht?

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago

      Danke. Es war körperlich und emotional anstrengend aber ich würde es wieder machen. Mit Menschen, die man nicht kennt in persona über ihre Lebenssituation und politische Überzeugungen zu reden ist eine Ausnahmesituation, die mir gefällt. Zwischendurch gab es immer wieder Begegnungen, die mir auch Tage später noch Freude und Kraft geben. Ganz persönlich für mich ist es auch ein krasses Kommunikationstraining, du wirst ja mit jedem Gespräch besser und souveräner.

      Ich habe kaum politische Diskussionen gehabt. Die AfD war an häufigsten Thema, über andere Parteien wurde kaum geredet. Auch zur Linkspartei direkt wurde wenig gesagt. Die Menschen haben eher über ihre Lebensumstände gesprochen und ich habe zugehört und versucht, die Positionen uns Verbesserungsvorschläge der Linken zu den angesprochenen Themen aufzuzeigen.
      Ich war überrascht, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund den Wahlbescheid bekommen hatten, aber gar nicht genau wussten, was sie damit tun sollten.

      Ablehnung war häufig: “Ihr seid für Migration, wir haben aber schon zu viele im Land.” Bis auf ganz wenige Ausnahmen kam keine weiter Kritik an unseren Positionen.

  • plyth@feddit.org
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    3 days ago

    Welche drei Dinge müssten geändert werden, um den Menschen, mit denen du geredet hast, maximal zu helfen? Was würdest du persönlich, ohne ihre Meinung zu berücksichtigen, anders machen?

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      2 days ago

      Such dir drei Punkte aus! Ich entscheide mich für:

      • 0% Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Hygieneprodukte, Bus und Bahn. Gegenfinanziert mit:
      • Wiedereinführung der Vermögensteuer für Millionäre und Milliardäre.
      • Bundesweiter Mietendeckel: Die Mieten sollen sechs Jahre lang nicht erhöht werden dürfen. Danach soll es harte Obergrenzen für Mieterhöhungen geben. In Städten mit besonders schlimmem Wohnungsmangel müssen hohe Mieten sofort gesenkt werden.

      Wenn ich mir persönlich etwas wünschen dürfte, dann würde ich die allermeisten Nachrichten und Social Media VERBIETEN™. Es wurde ja schon viel dazu geforscht und ich habe es hier auch schon öfter kommentiert:
      Wir torpedieren unsere Gehirne mit negativen Informationen und Anekdoten, die keinen Mehrwert haben und unsere Sicht auf die Realität verzerren. Aber sie generieren Geld durch Werbeklicks. Die Welt um uns herum war noch nie so sicher, trotzdem sind die Menschen misstrauischer, ängstlicher und labiler als je zuvor. Geht raus, trefft Menschen und unternehmt etwas schönes, aktivierendes. Das ist das Gegengift!

      • plyth@feddit.org
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        2 days ago

        Woher kommt die Überzeugung, dass der Mietendeckel das Wohnungsproblem löst? Es werden doch weniger Investoren bereit sein, Wohungen zu bauen. D.h. der Wohnungsmangel wird weiter bestehen, aber nicht im Preis sichtbar sein. Ausserdem wird niemand freiwillig umziehen, da ein günstiger Mietvertrag zum Vermögensgegenstand wird, so dass die Wirtschaft Probleme bekommt, Stellen zu besetzen. Wäre es nicht sinnvoller, den staatlichen Wohungsbau massiv auszuweiten und das Angebot so weit zu erhöhen, bis die Preise von alleine fallen?

        • Teppichbrand@feddit.orgOP
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          2 days ago

          Wir haben mit Mietendeckel, Enteignung, Vermögensteuer und sozialem Wohnungsbau ein paar dicke Hebel, um das Problem anzugehen. Mir fehlt die fachliche Kompetenz, hier einen konkreten Fahrplan aufzuzeigen. Es gibt aber viele schlaue Menschen, die sowas startklar in der Schublade liegen haben. Wir müssen nur die Bedingungen schaffen, um es auszuprobieren. Einverstanden?

          • plyth@feddit.org
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            2 days ago

            Einverstanden?

            Leider nein.

            Mietendeckel: Hab ich begründet, wo ich die Gefahr sehe. Das jemanden weiter ausprobieren zu lassen, weil er angeblich schlau ist, halte ich für naiv.

            Enteignung: Ja, um künstliche Angebotsverknappungen auszuhebeln. Das als Werkzeug ins Spiel zu bringen bevor alles andere ausgereizt ist, suggeriert einen Unwillen, die Märkte marktwirtschaftlich zu steuern.

            Vermögensteuer: Seltsam, wenn es nicht Staatsfinanzierung ist sondern Werkzeug im Wohnungsmarkt. Das Marktversagen muss viel früher direkt gelöst werden. Das Geld der Steuer hilft auch nicht, fehlenden Wohnraum zu schaffen.

            sozialer Wohnungsbau: Der einzige mögliche Ansatz neben der Lösung der eigentlichen Probleme des Marktversagens. Ohne Strategien zur Kontrolle der Risiken aber auch nur Verlagerung der Probleme. Wie will die Linke Kostenexplosionen, wie sie oft bei öffentlichen Bauprojekten entstehen, verhindern?

            Angeblich ist Wohnungsbau das Thema, mit dem die Linke bei der Bundestagswahl Stimmen geholt hat. Da sollte ein Fahrplan existieren, um die Kompetenz zu untermauern.

            Also Zustimmung zur Schaffung der Bedingungen. Ob die Linke die Bedingungen schaffen kann ist aber noch offen.

              • plyth@feddit.org
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                2 days ago

                Erst einmal wie in Amsterdam Steuer auf Leerstand so dass nicht auf Wertsteigerung spekuliert werden kann. Das sollte sofort Immobilien auf den Markt werfen.

                Mittelfristig, d.h. 1-3 Jahre, Reduktion der Vorschriften so dass Bauanträge schnell genehmigt werden können.

                Langfristig, d.h. 3-5 Jahre, Erschliessung von neuem Bauland mit extrem guter ÖPNV Anbindung ans Zentrum und die Gewerbegebiete. Die Vermeidung eines Satellitenstadtcharakters ist schwierig, sollte aber durch die globalen Erfahrungswerte der Bevölkerung möglich sein.

                • Teppichbrand@feddit.orgOP
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                  2 days ago

                  Haha, wo hast das denn her? Das Thema ist offensichtlich nicht mein Spezialgebiet, ich kann das nicht einordnen. Klingt aber gut? Aber dann sag doch einfach direkt: “Leutis, ich habe mich damit schon beschäftigt und schlage folgendes vor”, statt erst Fragen zu stellen und drauf zu warten, dass du deinen fertigen Drei-Punkte-Plan aus der Schublade holen kannst. :)

  • philpo@feddit.org
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    3 days ago

    Ohne das hier kapern zu wollen, eher als Ergänzung, falls sich noch mehr Fragen ergeben:

    Ich war mal Landtagskandidat, Kreisvorstandssprecher (entspricht einem “Kreisvorsitzenden”) und Sprecher mehrerer Landesarbeitskreise bei dem Laden und hab mich auch (erfolglos) um ein Bundestagsmandat beworben. (Kann das ggf. den Mods auch nachweisen)

    Bin mittlerweile aber aufgrund der Haltung zur Ukraine und dem damaligen Plüsch-Umgang mit den Wagenknechten ausgetreten. Heute bin ich Karteileiche bei einer anderen Partei.

    An OP: Respekt erstmal! Haustür ist so ungefähr das krasseste Format,dass überhaupt möglich ist. War bei uns wegen Covid damals kaum möglich, war ich aber, spätestens als ich mal aus Versehen bei ner Nazi-WG (Dritter Weg Sticker an der Tür fiel mir erst nachher auf) geklingelt hab auch gar nicht so unrecht.

    Aud der anderen Seite kann es, wenn es richtig gemacht ist, unfassbar effektiv sein. Ich kenne tatsächlich (von ner anderen Partei) jemanden, der quasi nur deshalb seinen MdL Sitz hat - gerade weil man eben mit Leuten ins Gespräch kommt,mit denen man sonst nicht ins Gespräch kommt.

    Meine Highlights damals:

    • Einen pensionierten Berater/Spitzenbeamten aus dem Kabinett Merkel 1. Hochgradig mit dem politischen Zustand Deutschlands frustriert, vom Weltbild aber ganz sicher nicht links, aber auch nicht rechtsextrem. Sondern “Demokrat mit konservativen Ansichten”. War eines meiner längsten Gespräche, war eher so, dass er mir politisch was beigebracht hat. (Und mir einen Kontakt für eine Veranstaltung vermittelt hat)

    • Eher reicher Vorort. Älteres Ehepaar. Stellt sich heraus, er war in einer norddeutschen Uniklinik Oberarzt,sie Fachärztin. Nun ist mein Thema ja sowieso “Gesundheitspolitik” - bzw. Gesundheitsökonomie, das hab ich studiert. In 10min die wirtschaftliche Deckung der linken Gesundheitspolitik (damals noch vorhanden weil Harald Weinberg noch MdB war) erklärt, die Konsequenzen daraus. Bäm, zwei Menschen die früher ganz klar “Die Union” gewählt hätten weil sie mit der SPD nach Agenda2010 abgeschlossen hatten und mit den Grünen nicht warm wurden (kann man ihnen hier nicht verdenken) zu Wählern der Linken gemacht. (Der Ehemann kam nach der Wahl sogar nochmal auf mich zu).

    Leute, egal für welche demokratische Partei ihr euch erwärmen könnt: Werdet aktiv. Erstens ist es wahnsinnig wertvoll für einen selbst, man lernt wirklich schnell neue Leute, aber auch neue Dinge. Gerade bei den kleinen Parteien geht es aber auch wahnsinnig “flach” zu. Zwischen “kleines Mitglied” und “hat mit Politikgrößen wie Gregor Gysi oder Bodo Ramelow telefoniert und ist mit div. MdB befreundet” lagen bei mir knapp ein Jahr.

    Und es muss uns allen klar sein: Egal ob ihr Lila-Rot, Rot oder Grün seit: Niemals seit 1945 war Engagement gerade wichtiger.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago

      Interessant, vielen Dank! Ich habe seit meinem Parteieintritt Anfang des Jahre dieses Zitat von Rebecca Solnit im Kopf:

      «Wenn alle, die um den Ernst der Lage wissen, sich stärker engagieren würden, dann hätten wir alle, die wir brauchen. Wir müssen unsere Freunde mobilisieren, nicht unsere Gegner bekehren.»

      Das deckt sich ja mit deiner Aussage. Mit diesem Ansatz bin ich auch in die Haustürgespräche gegangen.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago

      Ja klar. Von “Kein Interesse!” bis “Näh, ich wähle AfD!” Türknall Abschließgeräusch. Meist war es aber höfliche Ablehnung und sehr harmlos, würde ich sagen. Beleidigt worden bin ich nie.

  • brainwashed@feddit.org
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    4 days ago
    • Warum?
    • Was für eine Nachbarschaft war das?
    • Welche Themen wurden von den Besuchten selbst angesprochen?
    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago
      • Mit der Ampel ist meine Hoffnung geplatzt, dass wir die Bevölkerung von der Dringlichkeit der Klimakrise überzeugt bekommen. Die Grünen sind damit (leider) gescheitert, die meisten Menschen interessiert das einfach nicht, solange ihr Haus noch nicht in Flammen steht. Gleichzeitig stehen die Menschen im Alltag immer heftiger unter Druck und werden von der herrschenden Elite bestohlen, abgelenkt und gegeneinander ausgespielt.
        Die Linke steht für eine Politik, die sehr nah an der Realität vieler Menschen ist und von der 80% der Bevölkerung profitieren würde. Leider haben die Medien aber das Narrativ der AfD in die Köpfe gehämmert, sie wählen gegen ihre eigenen Interessen und die Gesellschaft droht sich zu spalten wie in den USA. Meiner Meinung nach helfen weitere Abgrenzungen und Beschimpfungen innerhalb unserer Blasen nicht mehr, wir müssen dringend wieder in echt miteinander reden statt digital übereinander. Da schienen mir die Haustürgespräche eine vielversprechender Ansatz, um echte menschliche Begegnungen zu erzeugen.
      • Habe ich oben geschrieben: Ein Vorort und ein sozialer Brennpunkt mitten in der Stadt.
      • Ich hatte Sorge nicht gut genug vorbereitet zu sein. Aber die Leute werden von uns ja plötzlich aus ihrem Alltag heraus angesprochen. Die allermeisten reagierten auf sie Frage “Was stört sie? Was würden sie politisch verbessern?” verständlicherweise mit “Keine Ahnung, alles gut”. Erst wenn wir ein paar Vorschläge machen (Miete? Kitaplätze? Müll? Lebensmittelpreise?) steigen manche ein und beginnen zu erzählen. Leider ist Rassismus sehr prominent. Viele erzählen von den arbeitsfaulen Ausländern, denen ja “alles in den Arsch geschoben wird”. Überraschend fand ich, dass auch viele Menschen mit migrantischem Hintergrund über andere Migranten lästern. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass alle gegen alle sind.
      • brainwashed@feddit.org
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        3 days ago

        Meiner Meinung nach helfen weitere Abgrenzungen und Beschimpfungen innerhalb unserer Blasen nicht mehr, wir müssen dringend wieder in echt miteinander reden statt digital übereinander.

        Tja. Als bürgerlicher der linker Politik nicht grundsätzlich abgeneigt ist, finde ich so viele Sachen in der Kommunikation der Linken und erst recht des Tonfalls in der Bubble arg befremdlich. Jemanden an der Haustür zu haben könnte da vielleicht helfen, auch hier auf Feddit stosse ich da arg oft auf Granit.

        Viele erzählen von den arbeitsfaulen Ausländern, denen ja “alles in den Arsch geschoben wird”. Überraschend fand ich, dass auch viele Menschen mit migrantischem Hintergrund über andere Migranten lästern. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass alle gegen alle sind.

        Was ja auch wirtschaftlich motiviert klingt alá “der kriegt was, was für mich / tatsächlich Hilfsbedürftige dann fehlt” und nicht unmittelbar rassistisch, oder gabs da andere Spitzen?

        • killingspark@feddit.org
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          3 days ago

          Als bürgerlicher der linker Politik nicht grundsätzlich abgeneigt ist,

          Jemanden an der Haustür zu haben könnte da vielleicht helfen, auch hier auf Feddit stosse ich da arg oft auf Granit.

          Hardcore Marktliberal sein aber “linker Politik nicht grundsätzlich abgeneigt” sein beißt sich ein bisschen. Man beißt übrigens auch auf Granit, wenn man das Sprichtwort richtig verwenden möchte.

          Was ja auch wirtschaftlich motiviert klingt alá “der kriegt was, was für mich / tatsächlich Hilfsbedürftige dann fehlt”

          Das denke viele Leute weil die Neoliberale Politik der letzten Jahrzente das so immer wieder propagiert, damit die armen sich untereinander bekriegen und nicht zusammen tun und mal nach oben schauen. In Wirklichkeit hat kein Bürgergeldempfänger was davon wenn wir den Asylbewerbern die Leistungen kürzen. Und kein Niedriglohnbeschäftigter hat was davon wenn wir das Bürgergeld kürzen.

  • kossa@feddit.org
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    3 days ago

    Hab’ keine Fragen, danke für deinen Dienst 🫡

    Ich habe vor vielen, langen Jahren Street-Campaigning für einen Volksentscheid gemacht. Am interessantesten fand’ ich eigentlich die Erfahrung, die du schon in einem Kommentar beschrieben hast, dass die Stimmung im echten Gespräch nicht die Stimmung aus der online Kommentarspalte ist.

    Wobei der Ton in der Kommentarspalte seit damals sehr viel rauer ist, würde mich mal interessieren, ob sich das auch in die offline Welt übertragen hat.

    Und dass ich seitdem auch die bloße Existenz von diesen Online Kommentarspalten irgendwie genau deshalb doof finde, aber auch keine Idee habe, wie man das schlauer machen kann.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago

      Die absolute Mehrheit der Menschen war freundlich, da hat sich wohl nichts verändert. Allerdings ist Migration als Problem ein großes Thema, da haben die Parteien in Zusammenarbeit mit den Medien und dem Kommentarspalten sehr viel Stacheldraht durch die Köpfe gezogen. Diesen reflexartigen Tritt nach unten gegen noch Schwächere müssen wir dringend umkehren, den Fokus zurück auf die Herrschenden lenken. Da helfen nur offene Gespräche und Aufklärung, meiner Meinung nach.

      • kossa@feddit.org
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        3 days ago

        Da würde mich mal dann interessieren, was deine Erfahrungen sind: was sind denn die konkreten Probleme, die Menschen meinen wegen Migration zu haben? Das sind dann aus so Haustürgesprächen vermutlich die juicy details, die man so mitnehmen kann.

        • Saleh@feddit.org
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          3 days ago

          Nicht aus Haustürgesprächen, aber ich habe auch erlebt, dass meine Eltern plötzlich mit “man fühlt sich fremd im eigenen Land” angefangen haben. Auf die Frage, was das konkret heißen soll, gab es dann keine Antwort. Meine Eltern leben in einer EFH-Siedlung mit gefühlt 98% “Biodeutschen”. Bis auf das gut besuchte chinesische Restaurant und einen Dönerladen, gibt es im Umkreis von 15 Minuten zu Fuß nichts, was irgendwie “fremd” sein könnte.

          • Obin@feddit.org
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            3 days ago

            dass meine Eltern plötzlich mit “man fühlt sich fremd im eigenen Land” angefangen haben

            Habe ich sehr ähnlich im weiteren Verwandtenkreis erlebt. Es ist beängstigend wie fremdgesteuert die meisten Menschen politisch sind und wie wenig sie das selber merken. Ihre Positionen kommen ihnen selbst wie moderate, besonnene “politische Mitte” vor. Es sind aber Papagei-artig nachgeplapperte Parolen und die halten dann bei einem freundlich naiven Nachfragen selten lange stand. Und dann, wenn ihnen das selbst auffällt auf was für dünnes Eis sie ihre politischen Meinungen stellen, gehen diese Menschen entweder in Verweigerungshaltung oder wechseln das Thema (das sie meistens selbst angefangen haben). Und bei der nächsten Sau, die die Medien+Politik durchs Dorf treiben, fallen sie natürlich wieder drauf rein.

          • jamhmgenau@feddit.org
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            3 days ago

            Und genau das ist das Problem, insbesondere in Ostdeutschland. Anfang/Mitte der 90er kamen viele Gastarbeiter nach Westdeutschland. Seit dieser Zeit haben viele die Integration gelernt, haben sich mit ihnen verbunden usw. Integration geschah damals besser als heute, insbesondere bei der nachfolgenden Generation der damals Zugezogenen. Diese Erfahrung blieb im Osten bis heute weitgehend aus und spiegelt sich in ähnlichen, wie in deinem geschilderten Fall, wieder.

  • TheFadingOne@feddit.org
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    4 days ago

    Wie offen waren die Menschen, mit denen du gesprochen hast für ein ernsthaftes politisches Gespräch?

    Das Internet gibt einem ja doch gerne mal das Gefühl, dass große Teile unserer Gesellschaft aktuell echt nicht (mehr) in der Lage oder nicht gewillt sind eine politische Diskussion zu führen.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago

      Das waren meistens keine politischen Diskussionen sondern einfache Gespräche über die Lebenssituation der Menschen. Die kann man mit einem funktionierenden linken Kompass gut machen, ohne dass man Kommunalpolitik oder das Parteiprogramm auswendig kennt. Klar gab es auch Ablehnung, aber viele Menschen waren interessiert und meist auch noch freundlich, wenn sie keine Zeit oder Interesse hatten. Nach den zwei Tagen würde ich behaupten, dass die Stimmung in der Bevölkerung viel weniger aggressiv oder feindlich ist, als es die sozialen Medien oder Nachrichten vermuten lassen.

      Edit: So jedes zehnte Gespräch war eins, das ich als ernsthaft gut bezeichnen würde. Dabei müssen wir nicht einer Meinung gewesen sein. Ich hatte auch eine handvoll gute Diskussionen mit AfD-Sympathisanten. Eine alleinerziehende Mutter, ein eigentlich recht sympathischer Rentner.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      4 days ago

      Niemand auch nur ansatzweise. Ich hatte natürlich latent Angst vor dieser Situation, ich glaube rückblickend aber, dass so was nicht passieren wird. Jemandem der freundlich klingelt aufs Maul zu hauen wäre sehr dumm und auch rechtlich kaum legitimierbar.

      • Lucy :3@feddit.org
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        4 days ago

        Naja, sehr viele rechte Straftaten sind sehr dumm und rechtlich kaum legitimierbar. Außer man kennt den Richter vom letzten NSfD Parteitag.

  • jamhmgenau@feddit.org
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    3 days ago

    Spannend! Vor allem der von dir beschriebene Gedanke, mehr mit- statt über einander zu reden, die persönliche Herausforderung und die Dringlichkeit.

    • Mit welchen Wissen oder Erfahrung bist du gestartet? Hast du dich in irgendeiner Art und Weise selbst vorbereitet? Hast du rhetorische Erfahrung?
    • Wie viel politische Vorerfahrung und Wissen insbesondere über die Linke aber auch über Zahlen und Fakten braucht es? Wie hast du auf Fragen reagiert, die du nicht beantworten konntest?
    • Hast du bereits politische Erfahrung, die dir etwas Sicherheit gab?
    • Wurdest du ge-brieft?

    Und das wichtigste: Was sind meine nächsten Schritte als parteilose Person, um mich dir anzuschließen?

    Edit (weil mir immer mehr Fragen einfallen 😅)

    • Konntest du deinen Kreis aussuchen oder wurdet ihr zugeteilt?
    • welche Gesprächsthemen haben hauptsächlich dominiert, wo du sagen würdest, ein Neuling sollte sich damit vorabintensiver beschäftigen? Zum Beispiel Kita, Verkehr, Gesundheit, etc.
    • Was waren die besten “Eisbrecher“ um mit Personen ins Gespräch zu kommen?
    • Was waren „dealbreaker“, wo es bei Leuten Klick gemacht hat, die dann ihre gefestigte Meinung überdachten?
    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      3 days ago
      • Ich habe keine nennenswerte Vorerfahrungen. Zur Vorbereitung habe ich ein paar mal in Gespräche mit den linken Spitzenpolitikerinnen reingehört. Da kann man sich ein paar Antworten auf die üblichen Fragen abhören. Ich habe grundsätzlich schon Spaß an Diskussionen, weil ich meine Positionen ruhig vertreten und mir gut andere Meinungen anhören kann.
      • Echtes Faktenwissen habe ich hier und da ein wenig, auch mal ein paar interessante Zahlen im Kopf. Ich bin aber überhaupt kein Superbrain. Bis auf eine Situation, in der jemand sehr gut über Steuergelder in der Kommunalpolitik informiert war, gab es niemanden, der mich herausgefordert hätte. Wir haben am Ende eh immer das Wahlprogramm aus dem Jutebeutel übergeben, darin können die Leute linke Kommunalpolitik nochmal in Ruhe nachlesen. Und du zwischen den Gesprächen auch. :)
      • Ich habe einen funktionierenden linken Kompass: Neoliberale Politik saugt Geld von unten nach oben und blutet das Land aus. Migration ist notwendig, es braucht aber gute Systeme um die Menschen nicht in Apathie, Langeweile und Armut hängen zu lassen. Ich bin in den Gesprächen aber auf einige Situation gestoßen, in denen ich definitiv besser hätte argumentieren könnten und ich habe den Ehrgeiz, mich da zu verbessern. Das funktioniert nur durch Übung.
      • Nein, ich bin seit ein paar Monaten bei den Linken und habe bisher keine Ahnung von Parteipolitik. Vieles höre ich zum ersten Mal.
      • Es gab eine Viertelstunde Vortrag von einem Genossen, der in Berlin schon viele Gespräche geführt hat. Die Informationen waren interessant und hilfreich, ich habe mich danach gut vorbereitet gefühlt. Allerdings nur theoretisch. In der Praxis musst du einfach los und labern, du wirst mit jedem Gespräch sicherer. In den Pausen haben wir uns gegenseitig ausgetauscht und Tipps gegeben, das hat auch geholfen.
      • Schau mal nach wo der nächste Ortsverband der Linken bei dir ist. Schreib sie an, dass du gerne mal beim nächsten Treffern vorbei kommen würdest. Rede dort ganz offen mit den Menschen. Die freuen sich immer über Engagement und können dir sagen, was alles geplant ist.
      • Der Aufruf kam über den Mail-Verteiler der Linken. Ich habe mich gemeldet und wurde zugeteilt. Die Stadt war 90 Autominuten von meinem Wohnort entfernt, es waren noch mehr Menschen aus anderen Teilen von NRW da.
      • Die Menschen sind normalerweise so unvorbereitet, dass ihnen erstmal nichts einfällt. Dann kannst du Themen vorschlagen, auf die sie eingehen, wenn sie wollen. Bis auf wenige Ausnahmen kommt von selbst leider nur “zu viel Migration”, ich habe dann versucht diese Ebene schnell zu verlassen und die Probleme dahinter aufzuzeigen: Armut, fehlende Unterstützung, Abbau der Sozialsysteme, fehlende Räume für Begegnungen. Das hat oft funktioniert, wenn du freundlich und verständnisvoll bleibst. Niemand von den Menschen mit denen ich geredet habe wollte als Rassist oder Nazi wahrgenommen werden, auch nicht die AfD-Wählis. Die haben Angst und bekommen immer nur diesen Sündenbock präsentiert.
      • Da haben wir einen klaren Einstieg bekommen, den wir natürlich individuell anpassen konnten. Ich habe immer so gestartet:
        “Hallo, ich bin Teppichbrand von der Partei Die Linke. Wir laufen hier gerade im Viertel rum und wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen, um mal zu hören, wie die Stimmung so ist. Gibt es etwas, was ihnen Sorgen macht, worüber sie reden wollen oder was sie hier vor Ort verbessern würden, wenn sie können?”
        Wenn dann nichts kommt aber Interesse an einem Gespräch besteht schlage ich ein paar relevante Themen aus der Kommunalpolitik vor und höre zu. Die stehen auch im Wahlprogramm.
      • Du bekommst niemanden überzeugt wenn er oder sie die Linke nicht mögen. Durch ein ruhiges, freundliches Auftreten und das Zuhören schaffst du aber eine gute Atmosphäre und hinterlässt immerhin einen positiven Eindruck. Menschen die eher kritisch waren sind dann etwas verständnisvoller, Menschen die eh am überlegen waren sind danach vielleicht überzeugt. Dafür musst du nicht super viel wissen sondern Zuhören und deine Werte vertreten. Das ist gar nicht so schwer. Du darfst dich nur von den Abweisungen zwischen solchen schönen Gesprächen nicht entmutigen lassen. :)
    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      4 days ago

      Wir waren eine große Gruppe im Viertel, weiter aufgeteilt in Duos pro Straßenzug, meist Mann und Frau. Nach einiger Zeit und zunehmender Sicherheit von uns haben wir solo aber in Hörweite die Türen beklingelt. Das hat nochmal für “intimere” Gespräche gesorgt, als wenn man zu zweit vor einer Tür steht.

    • Teppichbrand@feddit.orgOP
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      4 days ago

      Nein. Ich habe keine wirklich anspruchsvollen oder herausfordernden Gespräche geführt, das hat mich auch überrascht.

      • ctenidium@lemmy.world
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        4 days ago

        Schön, dass dir das erspart blieb!

        Ich finde es einfach immer wieder erstaunlich: Es wird immer noch nach über 30 Jahren irgendwie SED herbeifabuliert. Dass Konservative den Rechtsaußen in den Arsch kriechen (und auch ihre Geschichte haben) spielt da eine untergeordnete Rolle.